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Strompreise: Man kann und sollte etwas tun

Die Strompreise sind schon oder werden teils dramatisch steigen. Kann man da wirklich nichts machen? Es gibt Möglichkeiten und die sollte man nutzen.

Der Preis für die Kilowattstunde wird auch 2023 nur knapp zur Hälfte aus dem Preis für die eigentliche Energie und zu deutlich mehr als der Hälfte, aus dem Preis für die Netznutzung und Abgaben bestehen. Folglich könnte eine Senkung der Netztarife helfen, den Strompreiserhöhungen etwas entgegenzusetzen.

Funktionierende Stromnetze sind wichtig und müssen unterhalten werden. Die staatlich regulierten Netztarife sollen die Kosten decken und eine angemessene Rendite – schliesslich muss auch investiert werden – zulassen. Angemessen heisst aber nicht vergolden. Aber genau das war aber in den letzten Jahren der Fall. Mit den Netztarifen durfte und darf eine Eigenkapitalrendite von stolzen 6.96 % und Fremdkapitalzinsen von 1.75 % erzielt werden. Dies bei kaum feststellbaren Risiken – denn: wer kann schon auf seinen Stromanschluss verzichten?!

Sehen wir den Tatsachen ins Auge: In der Vergangenheit haben wir alte Leitungen vergoldet. Ob wir mit der opulenten Verzinsung tatsächlich neue Investitionen gefördert haben, ist schwer zu sagen. Jedenfalls scheitert der Bau neuer Stromnetze eher an Bewilligungsverfahren und politischen Widerständen als an mangelnden Finanzen. Ich empfehle seit Jahren, dass man die Verzinsung auf eine angemessene Höhe senken soll. Meine letzte Empfehlung, vom Juni dieses Jahres, ging direkt an den Bundesrat. (Wenn’s interessiert, die Dokumenten können auf meiner Website eingesehen werden.)

Das Parlament hat sich nun der Sache angenommen. Der Ständerat verlangt, dass der Eigenkapitalzins dem Risiko Rechnung tragen soll und der Fremdkapitalzins den Markgegebenheiten anzupassen sei. Gut so! Ich hoffe, dass der Nationalrat zu einem ähnlichen Ergebnis kommt. Eine Gesetzesänderung bräuchte es dafür eigentlich nicht. Nötig wäre nur eine Korrektur der Zinssätze und die liegt in der Kompetenz des Bundesrats.

Ein schnelles Handeln ist auch aus einem weiteren Grund nötig. Die Wasserkraftreserve, die helfen soll drohenden Mangel abzuwenden, wird durch einen Zuschlag auf die Netzentgelte finanziert werden. Dieser hoffentlich temporäre Zuschlag würde durch eine angepasste Verzinsung zumindest reduziert.

Die Lage ist schwierig. Es ist die Solidarität aller gefragt – auch die der Netzbetreiber, die jahrelang sehr gut verdient haben.

Auch möchte ich es nicht versäumen nochmals alle Kantone und Gemeinden aufzufordern, zu prüfen, welche Möglichkeiten sie haben, ihre Einwohnerinnen und Einwohner bei den Energieabgaben zu entlasten. Manche Reserven werden aufgebaut um für «schlechte Zeiten» vorzusorgen. Nun, die schlechten Zeiten wären da.

Dieser Text wurde als Kolumne im Blick vom 17.10.2022 veröffentlicht.

Spritpreis-Rechner: Parlament muss entscheiden

Parlamentarier aus National- und Ständerat und auch die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrats haben die Schaffung der Grundlagen für die Einführung eines frei zugänglichen Online-Rechners für das Auffinden der günstigsten umliegenden Tankstellen nach österreichischen Vorbild per Motion verlangt.

Der Bundesrat hat nun auf die Motionen Romano und Bischof seine Antwort publiziert. Er ist der Meinung, dass dieses Projekt nicht weiterzuverfolgen sei. Der endgültige Entscheid über die Frage, ob es einen Spritpreis-Rechner geben wird, fällt aber natürlich dem Parlament zu.

Konkret geht es um die von mir vorgeschlagene Spritpreis-App nach österreichischem Vorbild. Zur Erinnerung: In Österreich hat man seit Jahren positive Erfahrungen mit einer solchen Vergleichsplattform gesammelt. Die dortigen Tankstellen müssen Preisänderungen quasi in Echtzeit melden. Diese werden dann sofort auf die Vergleichs-Plattform übertragen. Die Kundinnen und Kunden können zu jedem Zeitpunkt die 5 günstigsten Tankstellen in ihrem Umkreis abrufen. Mit anderen Worten: Der Wettbewerb wird so für die Kundinnen und Kunden nutzbar und verstärkt sich infolge dessen. Die hohe Anzahl der Zugriffe auf die Plattform unterstreicht das.

In meinen Augen wird der grösstmögliche dämpfende Effekt auf die Spritpreise dann erreicht, wenn alle Stufen der Wertschöpfungskette auf Optimierungs-/Sparpotentiale untersucht werden und diese dann auch konsequent genutzt werden. Die Erfahrung aus Österreich zeigt, dass die Konsumentinnen und Konsumenten als Ende der Kette sehr wohl bereit sind, ihren Beitrag zu leisten und dieser auch Wirkung zeigt.

Auf den vorgelagerten Stufen der Wertschöpfungskette laufen – angesichts der grossen Preissprünge und der Gewinnentwicklung – derzeit noch meine Untersuchungen. Von Seiten Tankstellenbetreiber war ursprünglich auch zu hören, dass man eine solche Untersuchung durchaus begrüsse - nicht zuletzt um den Verdacht auszuräumen, übermässig von der Krise zu profitieren. Einige Unternehmen der Branche haben mir kürzlich die gewünschten Datensätze zur Verfügung gestellt. Diese werde ich nun auswerten.
Meine Aufforderung zur Datenzustellung stösst jedoch insbesondere bei einigen grossen Playern auf offene Ablehnung. Es wurde mir klar signalisiert, dass man nötigenfalls den (langwierigen) Rechtsweg beschreiten werde.
Warum sich diese Unternehmen so zugeknöpft geben, diese Frage darf man sich stellen.

Mein Fazit: Den Konsumentinnen und Konsumenten wird in der aktuellen Debatte um Energiesparmassnahmen eine wichtige Rolle zugedacht. Ich wünsche mir, dass sie als Motor des Wettbewerbs für Konsumgüter ebenso ernst genommen werden und die Voraussetzungen geschaffen werden, dass sie diese Aufgabe auch erfüllen können. Auf diese Art könnten sie zumindest ein Stück weit selbst dafür sorgen, dass sich ihre persönliche wirtschaftliche Situation nicht unnötig zuspitzt.

Ein Geschenk, dass keine Freude machen wird: Die Liberalisierung der Feuerungskontrolle im Kanton Bern

Normalerweise sage ich: Der Wettbewerb ist der beste Preisüberwacher. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Es gibt tatsächlich Monopole, die bessere Resultate hervorbringen als der freie Markt es kann. Die Feuerungskontrolle mit ihrem Gebietsmonopol ist, nach meiner Einschätzung, genau so ein Fall und ich sage Ihnen gern, warum ich dieser Meinung bin:

1)    Höhere Preise für die Anlagenbesitzer sind mit der Liberalisierung unausweichlich, denn bei der freien Wahl des Feuerungskontrolleurs fällt dessen Optimierung hinsichtlich Weg und Personaleinsatz weg. Statt dass ein Feuerungskontrolleur einen ganzen Tag im ganzen Quartier X kontrolliert, werden neu verschiedene Feuerungskontrolleure zu verschiedenen Zeiten im Quartier X kontrollieren. Die Planung und Wege-Optimierung fällt damit grösstenteils weg. Es muss auch mit mehr Ausfallstunden zwischen den Terminen gerechnet werden. Zusätzlich zu Buche schlagen wird auch der vermehrte Marketing- und Offerten-Aufwand, den es in Konkurrenzsituationen natürlicherweise gibt und der auf die Kunden umgelegt werden wird.

2)    Die freie Wahl des Kontrolleurs hat – je nach Stand der Digitalisierung – auch negative Auswirkungen auf die Kosten bei den Gemeinden und dem Kanton: Wenn verschiedene Kontrolleure einzeln die Ergebnisse ihrer Kontrollen einreichen, sind auch die Gemeinden/Kantone gezwungen in diesem Rhythmus zu arbeiten.

3)    Was ist für die Qualität der Kontrollen zu erwarten? In der Wettbewerbssituation gibt es für den Feuerungskontrolleur immer einen Zielkonflikt: Einerseits will er seine Kundinnen und Kunden binden, um Folgeaufträge zu erhalten und andererseits muss er Anlagen melden, wenn sie Grenzwerte überschreiten. Eine Meldung führt unter Umständen zu hohen Kosten (bei Sanierungen), was der Kundenbindung potentiell abträglich ist. Genau dieselbe Situation ist auch bei den Sichtkontrollen zu erwarten: Sieht der Kontrolleur, dass nicht zulässiges Material verbrannt wurde, dann muss er das melden. Eine solche Meldung wird jedoch wahrscheinlich negative Auswirkungen auf diese Kundenbeziehung haben.
 
4)    Freie Wahl nicht nur auf Seiten der Kundinnen und Kunden. Auch die Kontrolleure können wählen, ob sie einen Auftrag annehmen wollen oder nicht. Ob im liberalisierten System der Service für alle Anlagen z.B. in abgelegenen Gebieten sichergestellt werden kann, bleibt abzuwarten. Man muss jedoch sicher damit rechnen, dass Randgebiete, wenn überhaupt, nur noch zu (sehr) hohen Preisen bedient werden.

5)    Auch die Erfahrung spricht nicht für die Liberalisierung. In der Schweiz wurde in den letzten Jahren das Kaminfegerwesen in mehreren Kantonen liberalisiert (im Kanton Bern ist das auch der Fall - seit Anfang 2021.) Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die Aufhebung des Monopols in diesem Bereich immer zu Preisanstiegen geführt haben. Einzig im Kanton Schaffhausen haben ausländische Kaminfeger die Preise mittelfristig etwas gedämpft. Grenzgänger sind im Kanton Bern jedoch nicht zu erwarten.

6)   Last but not least muss erwähnt werden, dass die Liberalisierung ein Nährboden für wettbewerbsrechtliche Probleme sein wird: Vermutlich werden sich die Feuerungskontrolleure von der Gemeinde oder dem Kanton, wie in anderen Kantonen auch, akkreditieren lassen müssen. Ohne regulierte Preise bietet dies Anreize für explizite oder implizite Preisabsprachen. Verstärkt wird diese Möglichkeit dadurch, dass es mit Blick auf die Anfahrtspauschalen Sinn macht, einen Kontrolleur aus dem Umkreis zu wählen. Dies könnte.

Zusammenfassend muss ich feststellen, dass man sich von der Liberalisierung weder preisliche Vorteile noch Qualitätssteigerungen erhoffen kann. Im Gegenteil, man muss von Preissteigerungen und dem Risiko der Nichtversorgung bzw. der Versorgung zu sehr hohen Preisen in Randgebieten ausgehen. Ausserdem schafft man unnötige Zielkonflikte und öffnet Tür und Tor für wettbewerbsrechtliche Probleme.  

Deshalb frage ich besorgt in die Runde: Wollen wir das wirklich?

Glasfasernetz Swisscom: Anpassung der Preise

Die Bevölkerung und die Wirtschaft brauchen das moderne Glasfasernetz mit seiner hohen Übertragungskapazität, weil es die steigende Nachfrage nach Datenübertragungen befriedigen kann und die für neue Telekommunikationsdienstleistungen benötigte Infrastruktur liefert. Die Gestaltung der Grosshandelspreise (Wholesale-Preise) für die Anbindung ans Glasfaseranschlussnetz bzw. FTTH-Netz («Fiber to the Home») von Swisscom ist zentral, um eine dynamische Marktentwicklung in der gesamten Schweiz sicherzustellen und wirksamen Wettbewerb zwischen Telekommunikationsdienstleistungen zu fördern. Da parallele Infrastrukturen in diesem Bereich in der Regel wirtschaftlich keinen Sinn machen, müssen auch andere Telekomanbieter Zugang zum Swisscom-Netz zu angemessenen Konditionen erhalten, um ihrer Kundschaft eigene, innovative, vielfältige und konkurrenzfähige Angebote anbieten zu können.

2018 eröffnete ich eine Untersuchung der Preise für die Überlassung einer Glasfaser im Swisscom FTTH-Netz für Telekomanbieter zur Erschliessung ihrer Endkunden. In Verhandlungen konnte eine einvernehmliche Regelung betreffend die Preise für das Produkt «Access Line Optical (ALO)» getroffen werden. Bei diesem Produkt stellt die Swisscom «nur» das physikalische Netz, also unbeleuchtete Glasfasern, zur Verfügung, weitere Infrastrukturen werden durch den jeweiligen Telekomanbieter bereitgestellt. Die Swisscom senkte den monatlichen Preis für das Produkt ALO mit Wirkung ab 1. Oktober 2020 auf maximal 25.00 Franken (exkl. MwSt.). Die einvernehmliche Regelung ist befristet und läuft am  30. September 2022 aus.

Anfang 2022 evaluierte ich die Aktualisierung der von Swisscom zur Verfügung gestellten Angaben zu den Kosten des FTTH-Netzes und der Nachfrage nach FTTH-basierten Wholesale-Produkten. Gestützt auf unsere Analyse habe ich einen Anpassungsbedarf der Preise des Produkts ALO identifiziert. In den darauffolgenden Verhandlungen einigte sich Swisscom mit mir, in Anknüpfung an die Verhandlungen 2020 eine Anschlusslösung zu treffen, die eine Preisanpassung entsprechend dem Rückgang der Kosten pro Anschluss seit 2019 für das Produkt ALO vorsieht:

Swisscom senkt den monatlichen Preis für das Produkt ALO mit Wirkung ab 1. Oktober 2022 um 4 % auf maximal 24.00 Franken (exkl. MwSt.) und senkt den einmaligen Preis für die Neuschaltung einer ALO um 16 % auf maximal 107.00 Franken (exkl. MwSt.). Die anderen einmaligen Preise gemäss dem Handbuch Preise ALO werden dabei nicht erhöht.

 

Réseau de fibre optique de Swisscom : adaptation des prix

La société et l'économie ont besoin d'un réseau de fibre optique moderne et de sa grande capacité de transmission, car il permet de répondre à la demande croissante de transmissions de données et fournit l'infrastructure nécessaire aux nouveaux services de télécommunication. La fixation des prix de gros pour le raccordement au réseau de fibre optique ou au réseau jusqu'au logement FTTH (Fiber to the Home) de Swisscom est essentielle pour garantir une évolution dynamique du marché dans toute la Suisse et pour promouvoir une concurrence efficace entre les services de télécommunication. Comme les infrastructures parallèles dans ce domaine n'ont généralement aucun sens sur le plan économique, d'autres opérateurs de télécommunications doivent également avoir accès au réseau de Swisscom à des conditions raisonnables, afin de pouvoir proposer à leur clientèle leurs propres offres innovantes, variées et concurrentielles.

En 2018, j'ai ouvert une enquête sur les prix de la mise à disposition d'une fibre optique dans le réseau FTTH de Swisscom pour les opérateurs de télécommunications afin de raccorder leurs clients finaux. Des négociations ont permis de trouver un accord à l'amiable concernant les prix du produit "Access Line Optical (ALO)". Avec ce produit, Swisscom met à disposition le réseau physique, c'est-à-dire la fibre optique non éclairée, les autres infrastructures étant mises à disposition par le fournisseur de télécommunications concerné. Swisscom a baissé le prix mensuel du produit ALO à 25.00 francs maximum (hors TVA) avec effet au 1er octobre 2020. Ce règlement amiable est limité dans le temps et expire le 30 septembre 2022.

Début 2022, j'ai évalué l'actualisation des données mises à disposition par Swisscom concernant les coûts du réseau FTTH et la demande de produits de gros basés sur le FTTH. Sur la base de notre analyse, j'ai identifié un besoin d'adaptation des prix du produit ALO. Au cours des négociations qui ont suivi, Swisscom et moi-même avons convenu de mettre en place, dans le prolongement des négociations de 2020, une solution de rattachement au règlement amiable prévoyant une adaptation des prix en fonction de la baisse des coûts par raccordement depuis 2019 pour le produit ALO :

Swisscom baisse le prix mensuel du produit ALO de 4 % à 24.00 francs au maximum (hors TVA) avec effet au 1er octobre 2022 et baisse le prix unique pour la nouvelle activation d'un produit ALO de 16 % à 107.00 francs au maximum (hors TVA). Les autres prix uniques selon le manuel des prix ALO ne seront pas augmentés.