Euro-Rabatte wo man hinsah – so gestalteten sich die Kleider-Einkaufsbummel im Januar bis März. Zwar musste man sich fragen, wie das eigentlich so schnell möglich war, bei dem Einkaufsvorlauf, der Lagerhaltung - ganz zu schweigen von längerfristigen Verträgen. Die Kunden hat es jedenfalls gefreut und was spielte es da für eine Rolle, dass der Euro-Rabatt mehrheitlich (noch) kein Rabatt aufgrund von Währungsvorteilen war, sondern eher zulasten der Marge ging.
Läuft man heute durch die Ladenstrassen auf der Suche nach Bekleidung, wird man deutlich seltener auf Euro-Rabatte hingewiesen. Was gefühlt so ist, bestätigt auch die Empirie:
Die Importpreise für Bekleidung sanken laut dem Bundesamt für Statistik im März deutlich – immerhin zwischen 4.5 bis über 5 Prozent gegenüber Dezember letzten Jahres. Leider entwickelten sich die Konsumentenpreise nicht in die gleiche Richtung. Sie stiegen gegenüber dem Vormonat um 6.1%. Es ist klar, die Konsumentenpreise enthalten auch die Kosten, die hier im Land bis zur Ausstellung der Kleidung im Geschäft entstanden sind. Ebenfalls einbeziehen muss man, dass Januar und der Februar - zumindest teilweise - klassische Ausverkauf-Monate sind.
Trotzdem: Der Trend der Konsumentenpreise zeigt in die falsche Richtung. Das zeigt sich dadurch, dass auch gegenüber dem Vorjahresmonat eine Teuerung zu verzeichnen ist. Echte Rabatte aufgrund von Währungsvorteilen müssten nun langsam zu greifen anfangen und sie sollten – wenn der Wechselkurs sich nicht markant verändert – im Verlaufe des Jahres relativ flächendeckend gewährt werden.
(Nur das wir uns recht verstehen: Es gibt natürlich so günstige Kleider, bei denen ich mich frage, wie Baumwollpflücker, Weber, Färber und Näher ihr Auskommen finden. Diese sind von meiner Kritik nicht betroffen. Vielmehr meine ich Unternehmensketten, welche ihre Marke (und nicht die eigentliche Ware) hierzulande deutlich teurer verkaufen als im Ausland und Wechselkursvorteile einbehalten um fette Gewinne ausschütten zu können.)
Also, liebe Kleiderhändlerinnen und Kleiderhändler: Geben Sie echte Währungsvorteile im vollen Umfang weiter! Sonst könnte die kurze Freude über tolle Marketingaktionen zu nachhaltigen Ärger und Misstrauen bei den Konsumenten führen. Die Folgen für die hiesige Wirtschaft kann man nur schwer prognostizieren. Die Erfahrungen von 2011 liessen allerdings Schlimmes fürchten. Will heissen: Die Konsumenten wissen heutzutage, dass die modisch begehrten Teile nur einen Klick oder einen kurze Zugreise entfernt sind - und das gilt sowohl für die Sommer- als auch für die Winterkollektion.
Bildquelle: Wikimedia, Manda.L.Isch, bearbeitet durch die Preisüberwachung
Das neue Jahr war noch keine 3 Wochen alt, als ein lauter Knall unsere Wirtschaft durchfuhr. Erschüttert fragen die Medien nach dem “Warum?“ bzw. “warum jetzt?“, und Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft versuchen sich in Vorhersagen, was uns alles daraus erwachsen wird.
Ich gebe zu bedenken, dass sich der neue Franken-Euro Kurs erst einmal etablieren muss. Wo er sich genau einpendeln wird, das wird sich in den nächsten Tagen, Wochen, vielleicht sogar erst Monaten zeigen. Einigermassen verlässliche Aussagen, worauf wir uns einstellen müssen, können erst dann gemacht werden.
Klar ist, dass der geänderte Wechselkurs nur Auswirkungen auf die Kosten importierter Produkte bzw. auf Produkte mit einem massgeblichen Importanteil hat. Das heisst also, bei importierten Fahrzeugen darf man eine Weitergabe von Wechselkursgewinnen erwarten, bei regional produzierten landwirtschaftlichen Produkten beispielsweise, bei denen der Wechselkurs keine signifikante Rolle spielte, würde ich auf kurze Frist nicht a priori aufgrund des Eurokurses mit einer Preisänderung rechnen.
Die Erfahrung aus dem Jahr 2011 zeigt, dass trotz hoher Wechselkursgewinne, diese nicht immer sofort an die Kunden weitergegeben werden. Bereits eingekaufte Lagerware oder beispielsweise längerfristig geschlossenen Verträge sind zwei vorgebrachte Gründe gegen die schnelle Weitergabe der Kursgewinne.
Auch wenn Vorhersagen über wirtschaftliche Folgen zum jetzigen Zeitpunkt schwierig sind – dass der Einkaufstourismus zumindest kurzfristig weiter zunehmen wird, erscheint mir sehr wahrscheinlich. Hier sind weitsichtige und nachhaltige Rezepte gefragt. Auf der Zutatenliste ganz oben sollten dabei Service, Qualität und Kostenoptimierung stehen. Von Rezepten, die hauptsächlich aus Marktabschottungsbestrebungen bestehen, rate ich ab: Sie sind meist zeit- und kostenintensiv und wenig nachhaltig. Im grossen Stile angewendet, könnten sie zum Sargnagel für die Schweizer Wirtschaft werden.
Bildquelle: MS Office, Cliparts
Seit heute steht für die Wettbewerbskommision fest: Der deutsche Autobauer BMW hat mindestens seit Herbst 2010 den Wettbewerb in der Schweiz widerrechtlich erheblich beeinträchtigt. Er verbot Händlern aus dem europäischen Wirtschaftsraum vertraglich Automobile der Marken BMW und Mini in die Schweiz zu exportieren. Mehrere Schweizer Kunden hatten sich beschwert, weil sie erfolglos versucht hatten, diese Autos im Ausland zu kaufen. Sie konnten dadurch nicht von Währungsvorteilen, die sich aus der aktuellen Frankenstärke ergeben, profitieren.
Die Verhinderung von Parallelimporten hatte ebenfalls zur Folge, dass es zu wenig Wettbewerbsdruck auf die einheimischen Händler gab, Währungsvorteile an die Schweizer Kundschaft weiterzugeben.
Der Entscheid der Weko gegen diese Art von Wettbewerbsbeschränkung vorzugehen, ist wegweisend und eine deutliche Warnung an alle, die meinen, Extra-Gewinne durch Extra-Abschottung statt durch Extra-Leistung erzielen zu können!
Bildquelle: flickr.com