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Mobilterminierung: Entscheidend ist, dass die Konsumenten profitieren werden

Entente sur les prix entre les Telcos
Accordo sui prezzi tra le imprese di telecommunicazione

Kind knabbert an MobiltelefonHeute ist die Einigung zwischen den Telecom-Anbietern im Bereich der Mobilterminierung bekannt geworden. Prima vista ein seit langem überfälliger Schritt in die richtige Richtung. Das Telefonieren von einem Netz in ein anderes Netz - zum Beispiel von Orange zu Swisscom - wird nicht mehr zu Preisen tarifiert, die im europäischen Vergleich jenseits von Gut und Böse liegen. Aber die Nagelprobe steht noch bevor: Denn entscheidend ist, ob und wie die Endverbraucher von diesem Vertrag zwischen den Anbietern profitieren werden: Wird auch Ihre Rechnung kleiner ausfallen?

Ob die Konsumentinnnen und Konsumenten also jubeln können, kann heute noch nicht gesagt werden. Entscheidend wird sein, dass die Konsumentenpreise in Schwung kommen. Ich denke an tiefere Endkundenpreise, neue Angebote, günstigeres Fix-to-Mobile, und ein Ende der Tarifierung on-net (auf dem eigenen Netz) und off-net (in ein fremdes Netz telefonieren) - letzteres ein Umstand, der viele ärgert und den Wettbewerb bremst.

Grundsätzlich bin ich immer skeptisch, wenn sich Anbieter über Preise einigen, insbesondere wenn sie damit einer Preisregulierung entgehen. Die Telekom-Unternehmungen haben es in der Hand, den Tatbeweis zu Gunsten der Konsumentinnen und Konsumenten zu erbringen. 

Auch weitergehende Fragen stellen sich: Wollten die Anbieter mit ihrem Vorgehen einer gesetzlichen Lösung den Wind aus den Segeln nehmen? Ich bin dezidiert der Auffassung, dass der Druck einer Gesetzeslösung - die der erstzuständigen ComCom die Möglichkeit gibt, von Amtes wegen einzuschreiten - aufrecht erhalten bleiben muss. Denn möglicherweise besteht noch Spielraum nach unten - zu Gunsten der Konsumentinnen und Konsumenten. 

Die jüngste Vergangenheit lehrt uns: Das Verhandlungsprimat hat sich in wichtigen Fällen nicht bewährt, wenn die Interessenlagen nicht fair verteilt sind. Im besten Fall resultieren nur Verzögerungen. Haben die Anbieter gleichgerichtete Interessen, ist eine Einigung auf zu hohem Preisniveau wahrscheinlich. Haben die Anbieter ungleiche Interessen (Netzzugang Swisscom Festnetz), muss ohnehin die ComCom schlichten oder verfügen und den korrekten Preis festlegen.

Bildquelle: Flickr / netzwerg      

Kommentare (3) -

  • Markus Saurer

    10.09.2010 00:52:50 |

    Entscheidend wird sein, dass die Konsumentenpreise in Schwung kommen .... schreiben Sie, lieber Herr Meierhans, und von Tatbeweisen, Regulierungen den Wind aus den Segeln nehmen und dergleichen.

    Wenn gleich viel Verkehr von A in B terminiert wird wie Verkehr von B in A, dann können die Player die Terminierungsgebühren auf Null senken, ohne dass aufgrund dieser Senkung etwas an den Endkundenpreisen geändert werden könnte...oder sie könnten sie auf 10 Franken pro Einheit erhöhen mit dem gleichen Ergebnis.

    Bei asysmmetrischen Verkehrsverhältnissen müsste dann logischerweise der eine Anbieter die Endkundenpreise ceteris paribus erhöhen, während der andere sie senken könnte.

    Erstaunlicherweise gibt es mittlerweile ein paar Wirtschaftsjournalisten, die solche Zusammenhänge erfasst haben. Für die Regulierungsbehörden trifft dies leider nach wie vor nicht zu. Und dies ist mit ein Grund, die Regulatoren so gut es geht von den Märkten fernzuhalten.

    Mit trotzdem besten Grüssen
    M. Saurer

  • Stefan Meierhans

    10.09.2010 12:13:29 |

    @ Markus Saurer

    Werter Herr Saurer
    Es trifft natürlich zu, dass der Zusammenhang zwischen Endkundenpreise und Vorleistungspreis nicht 1 zu 1 ist. Ich sehe folgende Vorteile von tiefen Terminierungspreisen:

    - Die Quersubventionierung von Festnetzanbietern an Mobilfunkanbieter wird verringert. Ich finde es falsch, wenn Festnetztelefonierer, die Mobilnetze finanzieren sollen.

    - Tiefe Terminierungsgebühren erhöhen den Spielraum für neue Angebot. Sind die Terminierungsgebühren klein, können es sich Anbieter leisten, ihre Flat Rate-Angebote nicht nur auf das eigene Netz zu beschränken.  

    - Das Verhältnis zwischen Vorleistungspreisen und Endkundenpreisen der Swisscom kommt wieder in ein vernünftigeres Verhältnis. Es wirft Fragen auf, wenn Swisscom für einen Anruf innerhalb ihres Mobilnetzes pro Stunde 50 Rappen verlangt, einem Festnetzanbieter wie Colt, Verizon oder VTX dagegen für die Terminierung auf ihr Mobilnetz für eine Stunde 8.40 in Rechnung stellt. Es ist mir klar, dass nicht jeder Anruf 60 Minuten dauert. Trotzdem ist nicht von der Hand zu weisen, dass ein starkes Missverhältnis zwischen Endkundenpreis und Netzzugangspreis eines marktmächtigen Unternehmens zu Wettbewerbsverzerrung führen kann.  

    Schliesslich möchte ich daran erinnern, dass mit der letzten deutlichen Senkung der Terminierungsgebühren der Swisscom von 33 auf 20 Rp. im Sommer 2005 der Mobilfunkmarkt in Bewegung kam. Die durchschnittlichen Kosten für Prepaid-Kunden sanken zwischen 2005 und 2006 gemäss Index des BAKOM um fast 50 %.
    Kurzum: Wie die Zusammenhänge auch sind, besteht also Hoffnung dass der Markt auf die Änderung reagiert. Denn eines ist und bleibt klar: Im europäischen Vergleich haben wir mit die höchsten Mobilfunk-Preise.

  • Markus Saurer

    10.09.2010 17:25:48 |

    Lieber Herr Meierhans

    Sie und ihre Leute beschäftigen sich wahrscheinlich einfach mit zu vielen Märkten, um etwas komplexere Verhältnisse in der Telekom zu kennen. Ich erlaube mir deshalb gleich ein paar Feststellungen zu ihren Bemerkungen:

    Pü: Die Quersubventionierung von Festnetzanbietern an Mobilfunkanbieter wird verringert. Ich finde es falsch, wenn Festnetztelefonierer, die Mobilnetze finanzieren sollen.

    MS: Die Einnahmen bleiben nicht im Sack der Mobilfunker, sondern werden an die Endkunden weitergegeben. Da die meisten Leute Handy und Festnetz haben, heisst dies meistens "linker Hosensack - rechter Hosensack". Wie auch immer. In der Praxis sind die Wenigtelefonierer für die Mobilfunker vielfach nur profitabel, weil sie von Drittnetzen angerufen werden und so Terminierungsgebühren generieren. Wenn letztere weiterhin drastisch fallen, werden sich die Preisstrukturen in einer wahrscheinlich kaum erwünschten Richtung verändern. In den USA, wo mehr oder weniger Bill&Keep (Terminierungsgebühr = 0) gilt, liegen z.B. die Penetrationsraten weit unter jenen Europas und der Schweiz. Es ist empirisch erwiesen, dass tiefere Mobilterminierungstarife tiefere Penetration zur Folge haben (vgl. Pesendorfer und Veronese, Wholesale Termination Regime, Ofcom, 2009) und letztlich sogar zu höheren Mobilfunkpreisen führen (Genakos Valletti, Waterbed-effect, 2009).

    Pü: Tiefe Terminierungsgebühren erhöhen den Spielraum für neue Angebote. Sind die Terminierungsgebühren klein, können es sich Anbieter leisten, ihre Flat Rate-Angebote nicht nur auf das eigene Netz zu beschränken.

    MS: Was ist denn Be Free anderes als ein Flat Rate Angebot der Swisscom, welches Anrufe auf alle Netze beinhaltet? Ähnliche Angebote kennen meines Wissens auch Sunrise und Orange und andere. Und die Inklusiveminuten von Orange Me beinhalten auch Anfrufe in alle Netze. Es besteht kein zwingender Zusammenhang zwischen Mobilterminierungstarifen und on-/off-net Preisdifferenzierung. Diese Preisdifferenzierung scheint eher im Bereich der Marktingargumente zu liegen.

    Pü: Das Verhältnis zwischen Vorleistungspreisen und Endkundenpreisen der Swisscom kommt wieder in ein vernünftigeres Verhältnis. Es wirft Fragen auf, wenn Swisscom für einen Anruf innerhalb ihres Mobilnetzes pro Stunde 50 Rappen verlangt, einem Festnetzanbieter wie Colt, Verizon oder VTX dagegen für die Terminierung auf ihr Mobilnetz für eine Stunde 8.40 in Rechnung stellt. Es ist mir klar, dass nicht jeder Anruf 60 Minuten dauert. Trotzdem ist nicht von der Hand zu weisen, dass ein starkes Missverhältnis zwischen Endkundenpreis und Netzzugangspreis eines marktmächtigen Unternehmens zu Wettbewerbsverzerrung führen kann.

    MS: Weshalb verlangen Colt, Verizon und VTX nicht mehr für die Terminierung in ihre Netze? Antwort: Diese Tarife sind reguliert. Regulierung erfordert Regulierung erfordert Regulierung ... Wäre es nicht ein denkbarer Weg, die Terminierungstarife gar nicht zu regulieren (aber Interoperabilität weiterhin vorzuschreiben)? Vielleicht würden sich ja im Spiel der Marktkräfte (statt im Regulatory Game)auch für den Preisüberwacher vernünftigere Verhältnisse ergeben.

    Pü: Schliesslich möchte ich daran erinnern, dass mit der letzten deutlichen Senkung der Terminierungsgebühren der Swisscom von 33 auf 20 Rp. im Sommer 2005 der Mobilfunkmarkt in Bewegung kam. Die durchschnittlichen Kosten für Prepaid-Kunden sanken zwischen 2005 und 2006 gemäss Index des BAKOM um fast 50 %.

    MS: Das ist auf die Lancierung der Migros (Swisscom)- und Coop (Orange)-no frills Angebote zurückzuführen, mit welchen Kunden angesprochen wurden, welche bis dato keine Handys hatten (notabene, dass diese Angebote keine on-/offnet-Preisdifferenzen kennen). Mit den Terminierungsgebühren hat dies nichts zu tun.

    Pü: Kurzum: Wie die Zusammenhänge auch sind, besteht also Hoffnung dass der Markt auf die Änderung reagiert. Denn eines ist und bleibt klar: Im europäischen Vergleich haben wir mit die höchsten Mobilfunk-Preise.

    MS: Das stimmt schlichtweg einfach nicht. Schon gar nicht, wenn die Preise kaufkraftbereinigt verglichen werden. Aber selbst unbereinigt stimmt es nicht. Es gibt heute Angebote von Sunrise und Orange, die im EU-Schnitt oder gar darunter liegen. Die Vergleiche sind zudem gespickt mit methodischen Problemen (Handysubvetionen werden ebenso wenig einbezogen wie gratis-Lieblingsnummern und vieles mehr).

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