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Zeitgeist: Transport statt Reisen

Seit dem Frühjahr diesen Jahres bietet die französische Staatsbahn TGV-Verbindungen zwischen mehreren grossen Städten zu Billig-Preisen an. Das Vorbild sind ganz offensichtlich Billig-Flieger. Wie bei ihnen auch, werden Tickets zu Tiefstpreisen (ab 10 EUR) verkauft. Getreu dem Motto: Transport von A nach B im Doppelstockwagen ohne Komfort und mit wenig Service. So befinden sich die angefahrenen Bahnhöfe ausserhalb der grossen Städte, Buchungen sind nur übers Internet möglich, eine erste Klasse gibt es nicht, die Gepäckstücke sind limitiert, der Zeitaufwand ist grösser, die Zugbegleitung auf ein Minimum reduziert – ABER der Preis ist unschlagbar.

Das Konzept könnte aufgehen, denn es scheint den Zeitgeist zu treffen. Das Beispiel der Billig-Flieger zeigt: Viele Leute suchen heute eher nach günstigen Transport statt nach dem Reiseerlebnis auf dem Weg zum Zielort.
Eine bedenkenswerte Entwicklung – auch in der Schweiz. Zumal der Druck, Kunden zu finden und zu binden, auch für die SBB grösser werden wird. Denn neben Billigfliegern werden künftig hoffentlich auch Fernbus-Unternehmen Reisende umwerben. (vgl. mein Blog „Fernbusse“)

Die SBB hat soeben mitgeteilt, ihre ICN-Flotte rundum erneuern zu wollen. Neben technischen Revisionen, sollen auch optische Aufwertungen im grossen Stil vorgenommen werden. So ist von neuen Teppichen, neuen Sitzbezügen und verbesserten Handyempfang die Rede. Das ist natürlich nicht gratis und der Kunde bezahlt es via Ticketpreis.

Ich stelle mir die Frage, ob diese Aufwertungen in jedem Fall einem Kundenbedürfnis entsprechen? Oder, ob man statt mit „Klasse“ eben auch mit „Masse“ Kunden gut bedienen kann? Gerade für jüngere Leute und Familien wäre ein solches Konzept überlegenswert. Angesichts stetig steigender Abo- und Ticketpreise im Schienenverkehr (vgl. Newsletter 03/13) wären Konzepte für kleine Budgets eine durchaus sinnvolle Ergänzung des Bahnangebots.

Bildquelle: MS Office, Cliparts

Kommentare (3) -

  • Jerger Andrea

    11.07.2013 14:12:40 |

    Ich denk, die Schwierigkeit für die SBB: Das wir alles haben.
    Die(zu denen gehöre ich) sehr gerne mehr Komfort haben will und eben auf der eine Seite das andere.
    Ich bin im Moment sehr zufrieden was die SBB macht. Sie haben eine gute Kommunikation über Twitter und auch die Verbesserungen sprechen mich an.
    Die Frage könnte man sich stellen, ob man eine "3Klasse" einführen will.
    Aber da gibt es eben eine grosse Problem: die Missbräuche.
    Und wer muss dann den Kopf hinhalten: DAS PERSONAL.

    Lieber mehr Komfort als eine Holzklasse

  • Markus Saurer

    11.07.2013 15:52:53 |

    Da ist dem Pü wieder einmal voll beizupflichten - zudem geht es um eine Frage, in der er durchaus auch zuständig ist. Die SBB bieten wohl in vielen Fällen eine zu hohe Qualität (Frequenz, Platzverhältnisse) zu einem zu hohen Preis. Darunter leiden nicht nur Kunden, die gerne eine niedrigere Qualität zu einem niedrigeren Preis hätten, sondern auch das Betriebsergebnis der SBB und damit der Autofahrer und der Steuerzahler, die für die Kostenunterdeckung der SBB aufkommen müssen. Allerdings sind die SBB in ihrer Preis-/Leistungsgestaltung eben nicht frei, sondern verschiedensten politischen Einflüssen ausgesetzt. Die SBB sind der Sack, die Politik der Esel. Es braucht fundamentale Veränderungen in der Verkehrspolitik - das lese ich aus dem Beitrag des Pü.

  • Bruno Mazzotti

    31.07.2013 18:24:13 |

    Jede Mehrleistung hat bekanntlich seinen Preis und von Irgendwo und Irgendwem muss dieser bezahlt werden.Eigentlich müsste auch beim ÖV das Prinzip der Eigenfinanzierung gelten, so wie es beim IV selbstverständlich ist.
    Die Behörden sind verpflichtet, mit der Verwendung von Steuergeldern haushälterisch umzugehen und deshalb sollte man auch im ÖV - Bereich mit (Über-) Angeboten vorsichtig sein.
    Zum Beispiel muss nicht jeder Eisenbahnwagen mit Handy - Empfang ausgerüstet sein. Wenn aber Jemand unbedingt auf WLAN und Handy-Empfang angewiesen ist, soll er diese Dienstleistung auch entsprechend bezahlen.
    Zum Abbau von Überkapazitäten können die Fahr-Interwalle bei schwach frequentierten Strecken durchaus angepasst werden, es müsste Jedermann möglich sein einige Minuten früher oder später einen Zug zu besteigen.
    Meine Gedanken sind sicherlich nicht populär, aber vielleicht sollten wir eher früher als zu spät auf das ständige Fordern verzichten.

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