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Z-Pass: Würden Sie eine Kuh kaufen, wenn Sie einen Liter Milch brauchen?

Dieser Tage erhalte ich viele Meldungen zum sogenannten Z-Pass. Der Z-Pass ist ein Verbund des Zürcher Verkehrsverbunds (ZVV) und den benachbarten Verkehrsverbünden. Bisher existierten nur Z-Pass Zonen-Abonnemente für das Reisen über die Verbundgrenzen hinaus. Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2012 gibt es nun im Z-Pass neu auch Einzelbillette und Tageskarten zu kaufen. Diese ersetzen die bisherigen Streckentickets zwischen zwei Orten (z.B. Baden-Zürich). Im Klartext ist das ein Systemwechsel – weg von Streckenfahrkarten hin zu Zonenfahrkarten. Leider gehen mit diesem Wechsel auch massive Preiserhöhungen einher. Nebst der Erhöhung des Tarifs bezahlt der Kunde nun auch für Mehrleistungen (Benutzung des ÖV am Start- und Zielort) und das, ob er sie nun braucht oder nicht.

Ich bezweifle, dass die Mehrheit der Pendler von dem Systemwechsel profitiert. Der wesentliche Vorteil eines Tarifverbundes besteht doch darin, dass Pendler die Möglichkeit haben, im regionalen Zentrum ohne den Erwerb eines zusätzlichen Billets auf die städtischen Verkehrsbetriebe umzusteigen. Wenn ein erheblicher Teil der Pendler von dieser Möglichkeit Gebrauch macht, ist ein Tarifverbund vorteilhaft für die Kunden. Aber wo ist das der Fall? Am ehesten in grösseren und weitläufigen Städten, wie Zürich und Agglomeration zum Beispiel. Bereits in einer Stadt der Grösse von Bern ist der Nutzen fragwürdig, weil nur rund ein Drittel der Pendler, welche im Bahnhof Bern ankommt, auf einen Bus oder ein Tram umsteigt. In St. Gallen dürfte der Anteil sehr wahrscheinlich noch kleiner sein und ausserhalb von Zentren, wo in aller Regel mit einem Transportmittel von A nach B gefahren wird, ist der neue Zonentarif nichts anderes als eine Preiserhöhung.
Man muss den Tatsachen ins Auge schauen: Der Regionalverkehr operiert nicht kostendeckend. Er ist nach wie vor auf Subventionen der öffentlichen Hand angewiesen. Insofern stellen die über die den neuen Zonentarif erzielten Mehreinnahmen, sofern es sie gibt, keinen Preismissbrauch im Sinne überhöhter Gewinnerzielung dar. Es findet letztlich eine Verschiebung der Kostenteilung zwischen Nutzern und Steuerzahlern statt.
Missbilligend nehme ich zur Kenntnis, dass in die zunehmender Ausweitung der Tarifverbunde immer mehr Fernverkehrstrecken einbezogen werden. Denn so könnte möglicherweise die einvernehmliche Regelung zwischen mir und dem Verband öffentlicher Verkehr unterlaufen werden. In diesen Fällen werde ich darauf hinwirken, dass der Kunde zwischen einen reinen Streckenbillet bzw. einen Verbundticket wählen kann.
Abschliessend bleibt zu sagen, dass die Preise im Regionalverkehr in erheblichem Ausmass politische Preise sind. Die Politik entscheidet über die Höhe der Abgeltungen, welche den Unternehmen gewährt werden. Besteht die Erwartung, dass diese verringert oder zumindest nicht erhöht werden, typischerweise noch bei einem Ausbau des Angebots, kommen die Transportunternehmen längerfristig nicht umhin, die Preise zu erhöhen. Zonentarife erfreuen sich da als Instrument wachsender Beliebtheit. Nur sind sie hochgradig benachteiligend für Kunden, die die Vorteile dieser Tarife nicht nutzen können. Im Sinne der Verursachungsgerechtigkeit zwischen den Nutzern bin ich der Meinung, dass Steckenbillets weiterhin angeboten werden sollten. Denn: Es würde schliesslich auch niemand eine Kuh kaufen, wenn man zuhause einen Liter Milch braucht.

Bildquelle: flickr.com, cheesy42

Newsletter: Flugpreise ZRH-BRU, ÖV-Preise, Urteil Bundesverwaltungsgericht Auskunftspflicht, Marché de Montreux

Eben erschienen:  

 

Newsletter Nr. 2/12 

 









INHALTSÜBERSICHT/ CONTENU/ CONTENUTO

1. HAUPTARTIKEL/ ARTICLE PRINCIPALE/ ARTICOLO PRINCIPALE

Flugpreise: Zürich-Brüssel vergleichsweise sehr teuer

Billets d’avion: les vols Zurich-Bruxelles sont très chers

Tariffe aeree: tratta Zurigo-Bruxelles troppo cara

2. KURZMELDUNGEN/ BREVES/ IN BREVE

-           Tarife im öffentlichen Verkehr: Unabhängige Tarifaufsicht bleibt gewährleistet

-           Alters- und Pflegeheime sind auskunftspflichtig: Bundesverwaltungsgericht schützt Verfügung des Preisüberwachers

-           Marché de Montreux

>>> Newsletter_02_12.pdf (519,41 kb)

Newsletter: MiGeL, €, Switch und ÖV

Der neue Newsletter ist erschienen - abrufbar unter diesem Link:
INHALTSÜBERSICHT/ CONTENU/ CONTENUTO
 
1. MELDUNGEN/ BREFS/ IN BREVE
- Einsparpotential bei den Preisen medizinischer Hilfsmittel: 
Empfehlung des Preisüberwachers an das EDI
- Potentiel d’économies au niveaudes prix des moyens auxiliaires médicaux: 
Recommandation du Surveillant des prix au DFI
- Faiblesse de l’euro - frais de dédouanement: 
le DFF n’entre pas en matière sur une augmentation de la franchise de TVA à 8 francs
- Euroschwäche – Zollabfertigungskosten: 
Das EFD lehnt eine Erhöhung der Mehrwertsteuerfreigrenze ab
- Tariffreiheit für die SBB? 
Vorberatende Nationalratskommission KVF beschliesst vertiefte Prüfung
- Liberté tarifaire pour les CFF? 
Examen approfondi par la commission consultative du Conseil national CTT
- SWITCH: En accord avec le Surveillant des prix, 
l’OFCOM refuse les prix proposés pour les noms de domaine

Steuern sind nur die „halbe Miete“

Wenn Umzugswillige Ausschau halten nach einer neuen Bleibe, dann konsultieren sie nicht selten via Internet sogenannte Steuervergleichsrechner: Was passiert mit meiner Steuerbelastung, wenn ich von A nach B, C oder D ziehe?

Dass diese Rechnung aber nur die halbe Wahrheit beinhaltet, hat eine heute veröffentlichte Studie der Credit Suisse gezeigt: Unter dem Titel „Wo lebt’s sich am günstigten“ hat die CS versucht, ein kompletteres Bild der finanziellen Belastungen je nach Wohnort zu zeichnen. Resultat: Heuer schwingt der Kanton Uri obenaus. Zielpublikum der Studie sind in erster Linie die Umzugswilligen, die ihre finanzielle Situation optimieren möchten. Bei näherem Hingucken könnte die Studie aber für ganze andere interessant sein.

Zum Beispiel für
- Verantwortungsträger im Gesundheitswesen, wenn sie sehen, dass Ihr Kanton wegen der Krankenkassenprämien schlecht abschneidet,
- Verkehrspolitiker, wenn sie lesen, dass sich Pendeln nicht nur ab und zu lohnt, sondern bisweilen aus finanziellen Gründen für tiefe Familieneinkommen gar keine Alternative zum Pendeln besteht,
- Infrastrukturpolitiker, wenn sie sehen, dass aufgrund überhöhter Strom-, Wasser oder Abwasserpreise das Ranking ihrer Region abfällt.

Übrigens: Auch der Preisüberwacher hilft in solchen Fragen zu vermehrter Transparenz. Zum Beispiel mit unserem Tarifrechner im Bereich Wasser – Abwasser – Abfall. Gerade kürzlich haben wir zum Beispiel für verschiedene Kategorien die Jahreskosten in verschiedenen Ortschaften ausgerechnet – die Studie findet sich auf unserer Webseite.
Hier die Resultate für ein Einfamilienhaus einer Kleinfamilie (Bild klickbar):
Graphik Jahreskosten Wasser Abwasser Abfall 50 Städte Schweiz

Wabab-Grafik.JPG (148,13 kb)

Zonen geben den Tarif durch

Verstehen Sie bei «Flextax», «U-Abo», «A-Welle», «ZVV», «ZigZag», «Libero», «Passepartout», «Zugerpass» und «Ostwind» auch nur Bahnhof?

Das ÖV-Angebot der Schweiz zählt zu den besten der Welt. Praktisch für die Konsumentinnen und Konsumenten, dass sich in vielen Regionen die Anbieter zu Tarifverbünden zusammengeschlossen haben: Ein einziges Abonnement oder Billett ermöglicht während der Gültigkeitsdauer unbeschränkte Fahrten innerhalb bestimmter Zonen.

Zonenplan - Beispiel U-Bahn LondonIch beurteile die Preisgestaltung nach Tarifzonen - trotz einiger Vorteile - durchaus auch kritisch. Denn in den meisten Fällen sind die innerstädtischen Tarifzonen in allen Abonnementen und Billetts obligatorisch enthalten. Pendlerin A, die täglich von Zollikofen nach Bern an ihren Arbeitsplatz gleich hinter dem Bahnhof fährt, bezahlt damit automatisch für das gesamte städtische Tram- und Busangebot mit, egal, ob sie es jemals nutzt oder nicht. Noch schlechter fährt Pendler B, der in Glattbrugg wohnt und in Oerlikon arbeitet. Tarifzone 10 (in der Oerlikon liegt) wird für die Preisberechnung doppelt gezählt. So ist er gezwungen, für drei statt deren zwei Tarifzonen zu bezahlen - auch wenn er nur selten oder nie ins Zentrum fährt. Dies führt zum Teil zu Unverständnis bei den Konsumentinnen und Konsumenten - was sich in entsprechenden Bürgermeldungen bei mir niederschlägt.

Um der Kritik mindestens teilweise begegnen zu können, sind Tarifverbünde jedenfalls gut beraten, wenn Zonen-Einteilungen oder Neu-Einteilungen nicht als Tariferhöhung konzipiert werden, sondern im Gesamtergebnis einnahmenneutral bleiben.


Sind Sie auch schon auf ein solches Problem gestossen?

 


Bildquelle: Flickr.