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Gesundheitswesen: Umsetzen ist gefragt

Heute sind die Prämienerhöhungen der Krankenkassen für das nächste Jahr bekannt geworden. Ein happiger Aufschlag war erwartet worden – und ein happiger Aufschlag ist eingetreten. Gleichentags hat das Parlament in der Schlussabstimmung den letzten Rest des „dringlichen Massnahmenpakets 2009“ bachab geschickt. Kurzum: Ein unerfreulicher Tag für die Prämienzahlenden in unserem Lande.  

Woran liegt es? Es liegt auch daran, dass wir die Kostenspirale im Gesundheitswesen noch nicht ausreichend im Griff haben. Die Zahlen 2009 zeigen, dass insbesondere bei den Medikamentenkosten via Arzt (plus 4,3%) und Apotheke (plus 4,3%)  und im Spitalambulanten Bereich (plus 7,3%) überproportionale Anstiege zu verzeichnen sind. Gewirkt haben aber zum Beispiel die Tarifrevisionen bei den Laborkosten und auch – allerdings noch zu wenig – die Tarifkontrolle bei den spitalstationären Behandlungen.


Was ist zu tun?
Ich werde mich weiterhin nach Kräften für eine Reduktion der Gesundheitskosten einsetzen. Sei es durch Einflussnahme bei den Medikamentenpreisen – wo ich die Einführung einer wirkstoffbasierten Vergütungsobergrenze (Festbetragssystem) vorgeschlagen habe. Bei den Mitteln und Gegenständen (sog. Migel) dürfte eine Revision ebenfalls Einsparungen bringen. Daneben sehe ich auch erhebliches Sparpotential beim Medikamentenvertrieb – im dreistelligen Millionenbereich. Im Bereich der Spitaltarife werde ich meine Kontrolltätigkeit – und namentlich den Benchmark von privaten und öffentlichen Spitälern – noch intensivieren. Und im ambulanten Bereich auf eine Revision des Tarmed hinwirken. Mittelfristig setze ich auf integrierte Versorgungssysteme mit Budgetverantwortung – sogenannte Managed Care-Modelle, wie sie im Parlament zur Zeit diskutiert werden.


Offene Baustellen gibt es zahlreiche im Gesundheitsbereich. Die meisten sind bekannt. In vielen Bereichen habe ich auch schon Empfehlungen gemacht, die zu Einsparungen führen können. Dennoch hat man das Gefühl, dass wir sehr häufig ein „Treten am Ort“ praktizieren. Was es braucht, damit es nicht ständig so weitergeht, fragen Sie? Gefragt sind Massnahmen, die umgesetzt werden. Gefragt sind Umsetzer!

Prämienrunde 2010: 8,7 % - wie soll es weitergehen?

Les primes en 2010: un prélude pour 2011?
Casse malati: ecco la stangata annunciata - anche per 2011?
 

Heute erfolgte also der lange angekündigte „Prämienschock“, der sich kurz in der Zahl „8.7“ zusammenfassen lässt. Soviel steigen nächstes Jahr im schweizerischen Durchschnitt die Erwachsenenprämien. Dies ist zweifellos zuviel und Ausdruck davon, dass wir die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen besser in den Griff bekommen müssen. Mein diesbezüglicher Beitrag liegt in der Kontrolle der Tarife und Preise von Medikamenten, Ärzten, Spitälern und allen anderen Gesundheitsdienstleistern, welche zulasten der Grundversicherung abrechnen dürfen.

PrämienrechnerDie Krankenkassenprämien resultieren aus dem Produkt aus Tarifen und Anzahl konsumierter Gesundheits-Leistungen. Dank ständiger Interventionen der Preisüberwachung sind z.B. die Arzt- und Spitaltarife in den letzten Jahren kaum angestiegen und die Medikamentenpreise werden nächstes Jahr aufgrund eines erweiterten Auslandpreisvergleichs sogar substantiell sinken.

Preis mal Menge ergibt die Kosten. Nicht nur der Preis, sondern auch die Menge konsumierter Leistungen muss stets hinterfragt werden. Mit anderen Worten: Wir benötigen dringend Mechanismen und Anreize, um die Menge der erbrachten Gesundheitsleistungen besser in den Griff zu kriegen. Erste Schritte in diese Richtung sind bereits getan. So bestätigte etwa kürzlich das Bundesverwaltungsgericht den Preisüberwacher-Vorschlag, wonach ambulante Spitaltarife künftig im Folgejahr gesenkt werden können, wenn die Menge der erbrachten Leistungen im aktuellen Jahr stärker gestiegen ist als die allgemeine Teuerung.

Weitere Massnahmen zur Mengenbegrenzung sind nötig. Ich schlage die Einführung von Managed-Care Modellen mit Budget-und Qualitätsverantwortung vor. Kurz zusammengefasst werden darin die in Hausarztnetzen und HMO-Praxen organisierten Ärzte mit sog. Kopfpauschalen oder „Capitations“ pro betreuten Versicherten entschädigt. Dadurch erhalten die Ärzte auch in ökonomischer Hinsicht den Anreiz für eine optimale Betreuung ihrer Patientinnen und Patienten. Heute ist ein Arzt dagegen infolge von Einzelleistungstarifen wie dem TARMED ökonomisch daran interessiert, eine möglichst grosse Zahl einzelner Untersuchungs- und Behandlungsschritte vorzunehmen, da diese je einzeln entschädigt werden.

Man braucht kein Prophet zu sein, um festzustellen: Ohne Gegensteuer droht auch im nächsten Herbst wiederum ein „Prämienschock“.

 

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