Das ganze Jahr beschäftigen wir uns mit Geld und Preisen. Ersteres hat man immer zu wenig, deshalb studieren wir die Etiketten. Mal nehmen wir’s stoisch, mal knirschen wir mit den Zähnen und manchmal können wir sogar aufatmen. Meine Schaffenskraft widmet sich so gesehen auch der Zahngesundheit, denn ich arbeite tagtäglich daran, dass sich Zähneknirschen in Aufatmen verkehrt. Viel ist geschafft und viel bleibt zu tun.
Doch jetzt ist Weihnachten. Zeit zum Innehalten und Pause machen vom Streben nach „höher, schneller, weiter, besser“. Diese Zeit scheint mir tatsächlich heilig, denn für einen kurzen Augenblick regiert nicht die Vernunft und Rationalität sondern das Herz. Spüren kann man das fast überall: Der Maroni-Mann legt nach dem Wiegen noch ein paar dampfende Früchte in die Tüte. Der Rahmtäfeli-Verkäufer, hat für jeden grossen und kleinen Geniesser eine gratis Probe seiner Kunst. In der Bäckerei werden leuchtende Kinderaugen mit Schoggi-Herzen belohnt.
Plötzlich hat man das Gefühl, vielen Leuten bedeutet ein Lächeln mehr als ein kalter Franken. Und nicht nur das, der Geist der Weihnacht macht uns aufmerksam. Ein Grosi, das nicht gut zu Fuss ist, bekommt auch im vollen Tram sofort einen Sitzplatz angeboten. Der schnelle Schritt des Geschäftsmanns verlangsamt sich, um ein aus dem Kinderwagen gefallenen Nuggi aufzuheben. Sogar beim Weihnachtseinkauf in der Innenstadt ist der Stress nicht so gross wie angenommen. Weil man mehrheitlich in freundliche Gesichter blickt und gegenseitige Rücksichtnahme tatsächlich praktiziert wird. Geniessen wir diese Zeit, denn Sie ist leider kurz.
Und statt des Bedauerns über ihre Vergänglichkeit bewahre ich mir lieber das Wissen: Die Mitmenschlichkeit ist in ganz vielen von uns – auch, wenn sie nicht immer sichtbar ist.
Ich wünsche uns allen ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr.
Bildquelle: MS Office, Cliparts