Über
das Tempo der Berner wird ja gern gespottet - meist zu Unrecht wie ich finde.
Aber nicht im Fall der Revision des Notariatstarifs. Hier wäre durchaus ein
schnelleres Bewegen angezeigt. Derzeit befinden sich Berns Notare nämlich
stellenweise in einer so komfortablen Situation, dass es einigen von ihnen
schon selbst unwohl ist – so liest man es im Bund vom 7. März 2013.
Der
bernische Notariatstarif kennt minimale, mittlere und maximale Gebühren. Das
heisst, für ein bestimmtes Rechtsgeschäft muss ein Notar eine
Mindestgebühr verlangen, ob sie durch den Arbeitsaufwand gerechtfertigt ist
oder nicht. Grundsätzlich sind die
Notare angehalten, die mittlere Gebühr zu verrechnen. Unter dieser Vorgabe kann
kein wirksamer Wettbewerb entstehen.
Bei
Immobilientransaktionen ist zudem ein interkantonaler Wettbewerb nicht möglich.
Ein in Bern gekauftes Eigenheim muss zwingend von einem Berner Notar
verurkundet werden. Wenn man also bei diesen Geschäften die mittleren Gebühren
zugrunde legt, ergibt sich, dass Bern zu den Kantonen mit den höchsten
Notariatstarifen zählt.
Die
Preise für Einfamilienhäuser in Bern seien in den letzten 5 Jahren um reichlich
15 Prozent gestiegen, liest man. Bei gleichen Arbeitsaufwand, verrechneten die
ansässigen Notare fast 10 Prozent mehr für diese Geschäfte. Das ist ein
Zuwachs, dem kein entsprechender Mehraufwand oder Mehrleistung gegenübersteht.
Diese
Entwicklung ist dem Berner Regierungsrat bekannt. „Der Bund“ zitiert
Justizdirektor Neuhaus nun so: „Wenn wir merken, dass der Trend anhält,
werden wir bestimmt handeln müssen.“ Anpassungen seinen somit möglich „aber
nicht heute, sondern morgen oder allenfalls übermorgen“.
Seit
mehreren Jahren hält dieser Trend nun an, und eine Umkehr ist nicht in Sicht. Zwar gibt es
Warnungen vor einer möglichen Immobilien-Blase. Doch betrifft diese nicht die
gesamte Schweiz. Die tatsächlichen Risikogebiete (Quellen: Wüest&Partner, BFS,
UBS, WMR, 3.2.2012) befinden sich in den Regionen Genfersee, Zürich-Zug und in Teilen des
Kantons Graubünden. Insofern kann ich dieses Abwarten nicht
nachvollziehen. Im Gegenteil: In Zeiten, wo Kostenoptimierung überall ein Gebot
der Stunde ist, sollte die öffentliche Hand mit guten Beispiel vorangehen.