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Was werden wir im Verkehr in den nächsten 15 Jahren erleben?

5/5 Blogserie: öV – Kosmetik nützt hier nichts mehr

Gestern noch Science-Fiction, heute schon im Einsatz: Selbstfahrende Fahrzeuge sind kein Privileg des öV. Ihr künftiger Einsatz scheint gewiss und unbestritten ist auch, dass sie sowohl Teil des öffentlichen aber auch des privaten Verkehrs sein können. Der private Strassenverkehr hat in Sachen Preisentwicklung deutlich die Nase vorn. Seine Preise sind in den letzten Jahren gesunken, wohingegen die des öffentlichen Verkehrs weiter gestiegen sind. Die technologischen Fortschritte durch selbstfahrende Fahrzeuge können die preisliche Attraktivität des öV weiter in Bedrängnis bringen. Eine Forschungsarbeit der ETH im Auftrag des ASTRA kam zum Schluss:

Schaut man sich die Szenarien der privaten automatisierten Fahrzeuge an, ändert sich das Bild: Durch den Komfort und die Flexibilität, die die automatisierten Fahrzeuge bieten, wird der ÖV zu grossen Teilen ersetzt, auch eine Preisreduktion kann nur schwer etwas dagegen aussetzen.*  


Eine neue Deloitte-Studie mit Daten aus Deutschland stellt zum Thema Verkehr Berechnungen für das Jahr 2035 an. Diese Berechnungen zeigen, dass ein Kilometer mit dem Robotaxi 34 Cent, mit dem Roboshuttle (ein selbstfahrendes Fahrzeug, das mehrere Personen gleichzeitig fährt und deswegen kurze Umwege nehmen muss) lediglich 15 Cent kosten wird. Ein Robotaxi kostet damit nur noch einen kleinen Bruchteil eines «normalen» Taxis heute und liegt immer noch 25 Prozent** unter dem Kilometerpreis eines privat betriebenen Mittelklassewagens (Volkswagen Golf). Für einen durchschnittlichen Arbeitsweg von 10 Kilometern fallen mit einem Roboshuttle lediglich 1,50 Euro an Kosten an. Das ist deutlich weniger als die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln.*** Ein Fazit der Studie ist, dass diese Entwicklung alle anderen Mobilitätsanbieter einem heftigen Preisdruck aussetzen und natürlich zur Attraktivität von autonomen Fahrdienstleistungen beitragen wird.
Auch wenn sich diese Zahlen nicht eins zu eins auf die Schweiz übertragen lassen, müssen wir doch mit einer ähnlichen Entwicklung rechnen. Gerade bei der Angebotsplanung und bei langfristigen Investitionsentscheiden stellt sich die Frage, wie kann sich die Branche dieser Entwicklung am besten stellen.

Die heute existenten und stossenden systeminternen Reibeflächen zwischen den beiden Tarifwelten – man denke zum Beispiel an die Vorschläge für GA-Preiserhöhungen, um den Verbundabonnementen Luft zu verschaffen - erinnert mich zuweilen an die legendäre Prognose des deutschen Kaiser Wilhelms II. Er sagte: «Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.»

Der private Verkehr wird die neuen technischen Möglichkeiten zu nutzen wissen. Die Lücke zwischen ihm und dem, was der öV in Bezug auf das Preis-/Leistungsverhältnis anzubieten hat, wird kleiner.

Ich glaube an den öffentlichen Verkehr, denn ich sehe im technischen Fortschritt vor allem auch Chancen für tieferen Kosten in Folge von Effizienzgewinnen, mehr Preistransparenz und mehr Preisgerechtigkeit. Was es braucht, ist der Wille, das System so umzugestalten, dass diese Potentiale langfristig bestmöglich genutzt werden können.

In Taten übersetzt heisst das: Wir müssen wohl an grossen Schrauben drehen.

 

 

* Hörl, S., F. Becker, T. Dubernet und K.W. Axhausen (2019) Induzierter Verkehr durch autonome Fahrzeuge: Eine Abschätzung, Forschungsprojekt SVI 2016/001, Schriftenreihe, 1650, UVEK, Bern. Abrufbar unter: https://ethz.ch/content/dam/ethz/special-interest/baug/ivt/ivt-dam/vpl/reports/1401-1500/ab1433.pdf

** Prozentangabe bezieht sich auch auf Deutschland.

*** https://www2.deloitte.com/de/de/pages/trends/urbane-mobilitaet-autonomes-fahren-2035.html

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