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Medikamente, Selbstdispensation und Generika

Médicaments, génériques et la dispensation médicale
Medicamenti originali, generici e vendita diretta da parte dei medici

Am Mittwoch gab der Gesundheitsminister bekannt, dass er die Selbstdispensation - also die Abgabe von Arzneimitteln durch Ärzte - abschaffen will. Die Antwort der betroffenen Ärzte liess nicht lange auf sich warten. Sie sehen Couchepins Vorschlag als Frontalangriff auf ihren Berufsstand. Damit würde eine wesentliche Einnahmequelle wegfallen.

Rezept gegen Kostensteigerung?Selbstdispensation als Einnahmequelle? Wieder einmal werden die Anreize falsch gesetzt. Problematisch ist nicht die Selbstdispensation an sich, sondern der finanzielle Anreiz, der dabei für den Arzt entsteht. Deshalb fordert der Preisüberwacher seit jeher: Wer verschreibt soll nicht daran verdienen. Lesen Sie hier die Vernehmlassung der Revision des Heilmittelgesetzes (2. Etappe).

Einzig mit Einsparungen auf dem Buckel der Ärzte kriegen wir die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen nicht in den Griff. Alle Akteure müssen ihren Beitrag leisten. Es darf nicht sein, dass beispielsweise Generika in der Schweiz bis zu 30(!) mal teurer sind als im Ausland. Es braucht auch bei uns ein Vergütungssystem auf Basis von Wirkstoffen (sog. Festbetragssystem), wie es in Deutschland bereits seit einigen Jahren erfolgreich praktiziert wird. Lesen Sie hier mehr über zu teure Generika.

Ich bin gespannt, wie sich die Vernehmlassung entwickeln wird. Auch die Politik darf sich nicht länger um richtungsweisende Reformen drücken.

Affaire à suivre - wir bleiben dran!

Bildquelle: fotolia

Kommentare (7) -

  • Otto Wertli

    24.10.2009 00:41:08 |


    Jede Massnahme zu Kosteneinsparungen bei den Krankheitskosten bewirkt, dass jene Personengruppe(n),
    welche einen Beitrag leisten muss protestert.
    Aber es braucht viele, teils auch kleine Schritte.
    Warum ist die Politik, sprich Parlament, so zögerlich?

    Gut, bleibt der Preisüberwacher dran.

  • Grossenbacher

    24.10.2009 13:57:45 |

    Sehr geehrter Herr Preisüberwacher,

    erklären Sie mir einmal, wo der Unterdschied bezüglich Kosten sein soll, wenn der Hypertoniker, der Diabetiker seine Medikamente rezeptiert über die Apotheke (wenn möglich sogar eine standeseigene Ärzteapotheke) bezieht. Es gibt genung Studien, die belegen, dass die Kosten durch eine Mediabgabe in den Apotheken eher steigen werden. In Kantonen mit SD sind diese niedriger.
    Es wird immer sugeriert, dass die Leistungserbringer für die Kostensteigerung im Ges.wesen allein verantwortlich sein sollen. Seit wir den Ärztestopp haben, sind die Kosten immer wieder in die Höhe gegangen. Die Spitalkosten mit dem Ausbau der Ambulatorien und dem hohen Lohnkostenanteil in diesem Sektor machen den Löwenanteil aus.
    Interessieren würde mich auch die Situation der Mediabgabe im Notfalldienst v.a. nachts: dürffren die Ärzte dafür wieder ein Sortiment parat stellen und die hohen Unkosten der Lagerverwaltung übernehmen?
    Die Politik ist immer wieder mit Schnellschüssen, die nicht zu Ende gedacht sind, parat.

  • Markus Saurer

    26.10.2009 09:33:22 |

    Wer Medis dispensiert, wird daran verdienen wollen und auch wirklich daran verdienen. Preisregulierte SD-Ärzte und ihre Lieferanten werden auf Dauer einfach die Unkosten steigen lassen ...

    Dass die Konsumentenschützer SD mit einer Kostenregulierung vorschlagen, ist noch irgendwie verständlich. Die hatten noch nie eine Ahnung von Mikro- und Regulierungsökonomie. Aber der Preisüberwacher!

  • Meierhans Stefan

    26.10.2009 17:45:57 |

    @Grossenbacher: In einem haben Sie Recht: Standeseigene Apotheken sind ebenfalls mit falschen ökonomischen Anreizen verbunden, die es in der einen oder andern Form zu unterbinden gilt. Ich habe im Übrigen auch nie ein Verbot der Selbstdispensation gefordert, sondern nur die Elimination falscher ökonomischer Anreize. Dies kann vorliegend geschehen durch ein SD-Verbot oder durch eine Senkung und Differenzierung der umsatzabhängigen Marge.

  • St. M.

    27.10.2009 17:10:26 |

    @Saurer: Dass der Markt im Gesundheitswesen versagt und deshalb eine gewisse Regulierung nötig ist, scheint mir allgemein anerkannt. Zum einen sind die Tarife und Medipreise der Praxisärzte bereits heute reguliert und die Praxis-Unkosten damit nur noch bis zu einem gewissen Limit auf die soziale Krankenversicherung überwälzbar.
    Zum anderen ist m.E. das Festbetragssystem ein gutes Beispiel für eine schlaue Regulierung, da es Anreize beinhaltet für alle Beteiligten (d.h. Patienten und Pharmafirmen), die Preise und damit auch die Kosten in einem vernünftigen Rahmen zu halten. Im übrigen sind die Praxisärzte bereits vor ein paar Jahren freiwillig mit Santésuisse den Leikov-Vertrag (steht für Leistungs- und Kostenvereinbarung) eingegangen, der ein Art Regulierung der gesamten Arztkosten über die Tarife (TARMED-Taxpunktwerte) vorsieht. Im Übrigen stellt das von mir geforderte Festbetragssystem meines Wissens denjenigen Ansatz dar, welcher von allen ernst zu nehmenden Vorschlägen am meisten wettbewerbliche Elemente enthält.
    Beste Grüsse, St.M.

  • Jörg Indermitte

    02.11.2009 14:48:41 |

    Um eine unabhängige Verschreibung zu gewährleisten, gibt es keine andere Möglichkeit als ein Verbot der SD. Denn es muss verhindert werden, dass die Pharma-Industrie den Arzt direkt zur Verschreibung ihrer Präparate beeinflussen kann. Mit Rabatten, Geschenken, Boni für unsinnige Studien, usw. werden bei Margenreduktion andere intransparentere Möglichkeiten kreeirt, um finanzielle Anreize zu schaffen und Einkommensversluste teilweise zu kompensieren. Dies muss mit einem Verbot der SD definitiv unterbunden werden.
    Neben rein finanziellen Aspekten, wird ein Verbot der SD auch qualitative Verbesserungen mit sich bringen: Die Verordnung eines Medikaments sollte auf Wissenschaftlichkeit und nicht auf Werbeprospekten basieren, die Grundversorgung der Bevölkerung mit einem unabhängigen, grossen Lager an Medikamenten kann nur durch öffentliche Apotheken gewährleistet werden und nicht durch gesponsorte, kleine Privatapotheken, das Vier-Augen-Prinzip mit dem Apotheker als Medikamentenfachmann muss gefördert werden und die Apotheke als niederschwellige Anlaufstelle kann viele unnötige Konsultationen verhindern. Ein je nach Abgabekanal unterschiedliches Margensystem, wie Sie es sich vorstellen könnten, würde also gar nichts bewegen, sondern nur die öffentlichen Apotheken weiter unter Druck setzen, da diese apriori nicht auf das Einkommen aus dem Medikamentenverkauf verzichten können und deshalb auf eine höhere Marge angewiesen sind: Ein vom Preisüberwacher vorgeschlagener Wettbewerbsnachteil! Es gibt nur eine Lösung: Die Abschaffung eines der grössten Skandale im Schweizer Gesundheitswesen: der SD. Dies hat nicht nur das BAG und Herr Couchepin begriffen, sondern all unsere Nachbarländer, ganz Europa, ja die ganze industialisierte Welt!
    Freundliche Grüsse, J.I.

  • Voegtli Theophil Joseph

    11.11.2009 18:05:56 |

    Falsche finanzielle Anreize waren schon immer ein (Haupt-) Grund für die Kostenexplosion im Gesundheitswesen. Der Preisüberwacher soll allen Akteuren auf die Finger schauen und sich nicht beeinflussen lassen.

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