Treten Sie mit mir in einen Preisdialog. Auf der Webseite gibt es einen Hinweis, was in meine Zuständigkeit fällt. Sie können mir Ihr Anliegen auf zwei verschiedenen Wegen zur Kenntnis bringen:
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► Bei einer generellen Bemerkung, die einen Bezug zu einem Posting hat: Hinterlassen Sie einen Kommentar auf meinem Blog. Beachten Sie bitte die Blog-Spielregeln.

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Erfreulicher Entscheid des Bundesgerichts zur Pflegefinanzierung: Wohnsitz zählt, nicht Herkunft

Die Frage, welcher Kanton bei ausserkantonalen Heimen für die Restfinanzierung der Pflege verantwortlich ist, ist ein wichtiger Aspekt bei der Umsetzung der Neuen Pflegefinanzierung.

Gemäss NZZ von heute scheint es klar: Das Bundesgericht hat nun entschieden, dass bei einem Umzug in ein ausserkantonales Heim der Standort des Heims massgebend ist. Demnach ist der Standortkanton resp. die Standortgemeinde des Heims für die Restfinanzierung der Pflegekosten zuständig.

Ich habe seit Einführung der Neuen Pflegefinanzierung im Jahr 2011 mehrmals auf die Missstände bei der Restfinanzierung der Pflegekosten hingewiesen und mich entsprechend geäussert. Während die Ergänzungsleistungen vom Wohnkanton vor Heimeintritt (Ursprungskanton) übernommen werden, gibt es betreffend Restkosten der Pflege keine explizite gesetzliche Bestimmung. In der Praxis kann es deswegen bei einem Kantonswechsel zu einer Mehrbelastung der Heimbewohner kommen, da kein Kanton einen Anreiz hat, für die Finanzierung der Restkosten aufzukommen.

Das Thema Neue Pflegefinanzierung und insbesondere auch die Frage der Zuständigkeit bei den ausserkantonalen Heimaufenthalten ist gegenwärtig auch im Parlament aktuell (z.B. Parl. Initiative 14.417 von Ständerätin Christine Egerszegi): Ich habe mich gegenüber dem Parlament bereits dafür eingesetzt, dass die Restkostenfinanzierung bei ausserkantonalen Heimaufenthalten im Sinne dieses Bundesgerichtsentscheid ins Gesetz einfliesst.

Obwohl die Frage der Zuständigkeit bei ausserkantonalen Heimaufenthalten vom Bundesgericht nun beantwortet ist und sich mit meiner Haltung deckt, bleibt ein weiteres Hauptproblem ungelöst: Solange die Kantone die Beiträge der Heimträger lediglich bis zu einer Obergrenze (sog. Normkosten) regeln und nicht bis zu den effektiven Kosten jedes Heims, haben die Heime einen Anreiz, ungedeckte Pflegekosten unter anderem Titel den Bewohnern zu verrechnen. Das ist für die Bewohner schlimm und ungerecht. Deshalb heisst es hier: Affaire à suivre.

(Bild: Wallisersoul, Wikimedia)

Im freien Spiel der Kräfte – der Franken-Euro Kurs

Das neue Jahr war noch keine 3 Wochen alt, als ein lauter Knall unsere Wirtschaft durchfuhr. Erschüttert fragen die Medien nach dem “Warum?“ bzw. “warum jetzt?“, und Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft versuchen sich in Vorhersagen, was uns alles daraus erwachsen wird.

Ich gebe zu bedenken, dass sich der neue Franken-Euro Kurs erst einmal etablieren muss. Wo er sich genau einpendeln wird, das wird sich in den nächsten Tagen, Wochen, vielleicht sogar erst Monaten zeigen. Einigermassen verlässliche Aussagen, worauf wir uns einstellen müssen, können erst dann gemacht werden.

Klar ist, dass der geänderte Wechselkurs nur Auswirkungen auf die Kosten importierter Produkte bzw. auf Produkte mit einem massgeblichen Importanteil hat. Das heisst also, bei importierten Fahrzeugen darf man eine Weitergabe von Wechselkursgewinnen erwarten, bei regional produzierten landwirtschaftlichen Produkten beispielsweise, bei denen der Wechselkurs keine signifikante Rolle spielte, würde ich auf kurze Frist nicht a priori aufgrund des Eurokurses mit einer Preisänderung rechnen.

Die Erfahrung aus dem Jahr 2011 zeigt, dass trotz hoher Wechselkursgewinne, diese nicht immer sofort an die Kunden weitergegeben werden. Bereits eingekaufte Lagerware oder beispielsweise längerfristig geschlossenen Verträge sind zwei vorgebrachte Gründe gegen die schnelle Weitergabe der Kursgewinne.

Auch wenn Vorhersagen über wirtschaftliche Folgen zum jetzigen Zeitpunkt schwierig sind – dass der Einkaufstourismus zumindest kurzfristig weiter zunehmen wird, erscheint mir sehr wahrscheinlich. Hier sind weitsichtige und nachhaltige Rezepte gefragt. Auf der Zutatenliste ganz oben sollten dabei Service, Qualität und Kostenoptimierung stehen. Von Rezepten, die hauptsächlich aus Marktabschottungsbestrebungen bestehen, rate ich ab: Sie sind meist zeit- und kostenintensiv und wenig nachhaltig. Im grossen Stile angewendet, könnten sie zum Sargnagel für die Schweizer Wirtschaft werden.

Bildquelle: MS Office, Cliparts

Pistenbericht: Skisportabo - Der Branchenverband empfiehlt Depot statt Verkauf.

Skifahren macht Spass und ist gesund. Der Pferdefuss: Es ist teuer!

Gerade für Familien sind Skiausflüge oder –ferien oft eine Budgetfrage. Auf der einen Seite klagten die Skigebiete über das Wegbleiben der Einheimischen und auf der anderen verteuerten sie den Skipass noch, indem man die Keycards vermehrt kaufen musste statt ein Depot zu hinterlegen. Den Unmut der Wintersportler habe ich gut verstanden und via Empfehlung an die Skigebiete weitergegeben.

Schön ist, dass unser Anliegen gehört wurde! Der Branchenverband hat seinen Mitgliedern nahe gelegt, sämtliche Keycards wieder mit Depots zu versehen, die rückerstattet werden. Und weiter fordert der Verband, dass auch Tickets anderer Skigebiete auf die Keycards geladen werden können. Sehr gut! Ich freue mich, dass - bis auf einige wenige – nun die meisten grossen Skigebiete wieder Depot- oder sogar Gratiskarten anbieten. Die grosse Mehrzahl der Skigebiete erlaubt zudem die Tickets anderer Skigebiete zu laden. Leider hinkt die Technik dem Willen hier noch hinterher. Trotzdem: Ein guter Anfang ist gemacht. Weiter so! Wir sehen uns auf der Piste…


[Dieser Beitrag wurde als Kolumne im "Blick am Abend" vom 5. Januar 2015 veröffentlicht.]

Weihnachten ist Zeit des “Danke“-sagens / Noël = Merci!

Geld bestimmt die Welt – das lässt sich nicht abstreiten. Leistung und Gegenleistung, wer bietet was zum besten Preis? Versicherungsprämien, ÖV-Abos, die kleinen und grossen Dinge des täglichen Lebens - wir informieren uns, fragen nach und vergleichen. Und ärgern uns nur allzu oft. Hohe Preise bekommen sehr viel Aufmerksamkeit. Dabei sind es die kleinen Preise und manchmal sogar Gratis-Dienste, die für einmal unsere vollste Aufmerksamkeit und dankbaren Applaus verdienen! Genau das tue ich heute: Einen riesen Dank an alle, die sich – oft  ehrenamtlich – in Vereinen, Clubs etc. engagieren, uns und unsere Kinder anleiten oder trainieren. Tiefer Respekt und Dank all jenen, die Kranke, Einsame oder Hilfsbedürftige unterstützen und/ oder ihnen einfach ein bisschen von ihrer Zeit schenken.
An das riesige Heer von Grosis und Grosspapis, die jahrein-jahraus ihre Enkelkinder liebevoll versorgen, um der Elterngeneration den Broterwerb zu ermöglichen: Was wären wir ohne Euch?! An alle Genannten und alle die, die Ähnliches tun und hier nicht namentlich erwähnt sind: Schön, dass es Euch gibt! Ihr seid toll! Vielen Dank! Eine frohe und gesegnete Weihnacht uns allen.

Noël - c'est dire "Merci!"  

Medipreise – The longer Story

Dass gut wirksame und verträgliche Medikamente etwas kosten, ist uns allen bewusst. Wir alle wollen, dass geforscht wird und wir sind auch bereit, den Preis dafür zu bezahlen. Gute Leistung, guter Preis. Das ist das Ziel. Die Preise, die wir heute zahlen, sind jedoch recht weit davon entfernt, eine Abgeltung der eigentlichen Leistung zu sein. Immerhin gibt es seit 2012 den dreijährlichen Auslandpreisvergleich. Jedes Jahr werden die Preise von einem Drittel unserer patentgeschützten und patenabgelaufenen Originalmedikamente mit den Preisen von 6 (eher teuren) europäischen Ländern verglichen. Dabei vergleicht man Fabrikabgabepreise, also den Betrag, welchen die Herstellerfirma erhält, ohne Mehrwertsteuer und ohne (die in der Schweiz sehr hohe) Vertriebsmarge. Sind unsere Preise höher als der Durchschnitt dieser sechs Vergleichsländer, werden sie per 1. November vom Bundesamt für Gesundheit nach unten korrigiert. Schliesslich wird man nicht gesünder, wenn man mehr dafür zahlt als im europäischen Quervergleich.
In diesem Jahr wurde das letzte Drittel der Medikamente des ersten 3-Jahres Zyklus überprüft. Im Ergebnis wurden Preissenkungen, die zu Einsparungen von rund CHF 180 Millionen führen, angeordnet. Zusammen mit den beiden Vorjahren werden Einsparungen im hohen dreistelligen Millionenbereich realisiert – und zwar jährlich wiederkehrend.

Dass die Pharmaindustrie nicht erfreut ist, liegt in der Natur der Sache. Trotzdem, wir müssen keine Angst haben, dass nun Gelder für die Forschung fehlen würden: Erstens erzielen die Schweizer Pharmafirmen nur zwischen 1 und 2 Prozent ihres Jahresumsatzes mit Verkäufen in der Schweiz und zweitens stammen die Einsparungen fast ausschliesslich aus den geänderten Wechselkursen. So waren die Medikamente bis vor kurzem mit Kursen von weit über 1.50 EUR/CHF inklusive einer Wechselkurstoleranzmarge von 5 Prozent bewertet. Der neue Kurs liegt nun bei max. 1.29 EUR/CHF und beinhaltet leider immer noch die  – für mich nicht nachvollziehbare – Toleranzmarge. Die Wechselkurstoleranzmarge ist ein brachliegendes Sparpotential im Umfang von etwa CHF 100 Millionen. Medikamente sind handelbare Güter, welche dem nominalen und nicht einem künstlich überhöhten Wechselkurs unterstellt werden sollten.
Die ausländischen Listenpreise, die die Schweiz für den Auslandpreisvergleich heranzieht, sind zudem oft nicht die Preise, welche für Patienten und deren Krankenversicherer im jeweiligen Land tatsächlich gelten: Neben gesetzlich vorgeschriebenen Rabatten, wie es sie in Deutschland gibt, werden in vielen Ländern zwischen Krankenversicherern und Pharmafirmen Rabatte auf die Listenpreise ausgehandelt. Was kompliziert und nach extra-Aufwand klingt, ist für die Hersteller sehr attraktiv. Denn Länderpreisvergleiche werden bisher auf Basis der Listenpreise geführt. Hohe Listenpreise im Ausland versprechen hohe durchsetzbare Preise in der Schweiz. Diese Praxis ist Augenwischerei. Will man einen realistischen Preisvergleich, dann muss man mit effektiv bezahlten Preisen vergleichen.

Auf den ersten Blick erscheint es paradox: Die Medikamentenpreise sinken um insgesamt viele hundert Millionen aber die Krankenkassenprämien steigen trotzdem. Wie ist das möglich?

In Tat und Wahrheit sind die Medikamentenkosten 2013 zu Lasten der Grundversicherung um 2.6 Prozent gestiegen (in den Bereichen Apotheken und Ärzte, ohne Berücksichtigung der Spitäler). Die Kosteneinsparungen dank des Auslandpreisvergleichs werden mehr als wettgemacht durch Mengenausweitungen (also Mehrkonsum) und neue, teilweise sehr teure Medikamente. Ein Beispiel: Neu ist das Hepatitis-C Medikament Sovaldi auf dem Markt. Es gilt als wirkliche Innovation mit grossem therapeutischen Nutzen. Die Packung mit 28 Pillen kostet über CHF 19‘000. Fast CHF 700 pro Pille - ist das noch angemessen? Auch im Ausland ist der Preis für Sovaldi sehr hoch und der Auslandpreisvergleich stösst deshalb an seine Grenzen. Würde ein Land einen viel tieferen Preis als andere festlegen, bestünde die Gefahr, dass die Herstellerfirma das Präparat dort nicht auf den Markt bringt. Das ist für niemanden eine gute Option und genau der Grund, warum die Pharmafirmen den Preis für innovative Medikamente praktisch diktieren können. Es ist schwierig, dieses Problem zu lösen oder auch nur zu entschärfen. Eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Ländern könnte ein Lösungsansatz sein. Die Verhandlungsmacht gegenüber den Pharmafirmen würde beträchtlich wachsen – ein echter Vorteil insbesondere bei den innovativen Medikamenten. Je grösser die Zusammenarbeit, desto unglaubwürdiger würde die Drohung der Pharmafirmen, diesen Markt nicht zu bedienen.

Keine Frage - neue, innovative Medikamente sind medizinischer Fortschritt. Doch es gibt auch fragewürdige Fortschritte. Gar nicht selten werden ältere, günstige Medikamente vom Markt genommen und mit minimalen Änderungen wieder auf den Markt gebracht. Manchmal sollen sie dann auch zur Behandlung anderer Erkrankungen dienen. Bei Neu- bzw. Wiedereinführung sind diese Präparate oftmals viel teurer als vorher. Diese “Umsteigeteuerung“ ist ein gutes Beispiel dafür, das die Pharmaindustrie nicht nur stark im Forschen sondern auch in Betriebswirtschaft ist.

Unsere Gesundheit ist wichtig. Viele Krankheiten können heute sehr viel besser behandelt werden als früher. Ein riesen Fortschritt, der beträchtlicher finanzieller Ressourcen bedarf. Damit das weiterhin für die Schweizer Solidargemeinschaft bezahlbar bleibt, müssen wir schauen, dass wir die Leistungen der Pharmaindustrie angemessen vergüten. Das gilt nicht nur für Originalmedikamente sondern auch für die nach wie vor im Vergleich zum Ausland sehr teuren Generika. Deshalb fordere ich seit langem die Einführung eines Festbetrags- oder Referenzpreissystems im Bereich der patentabgelaufenen Medikamente. In diesem System würden die Krankenversicherer pro Wirkstoff nur noch den Preis eines günstigen Originals oder Generikums bezahlen müssten, während der Patient für die Preisdifferenz zu einem teuren (Luxus-)Präparat in derselben Wirkstoffklasse selber aufzukommen hätte. Die Pharmabranche steht diesem Vorschlag sehr kritisch gegenüber, da er sich wettbewerbsfördernd auswirkt.
Sparpotential: Rund CHF 300 Millionen pro Jahr.

Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Ich bleibe dran.

Bildquelle: MS Office, Cliparts